
Tempo 30
Ich bin kein Freund der immer mehr ausufernden Tempo-30-Bereiche.
Mein täglicher Arbeitsweg führt mich durch eine Straße, in der lange Zeit 50 Stundenkilometer zulässig waren. Irgendwann hat man dann das Tempo auf 30 km/h gedrosselt, allerdings nur von 7 bis 18 Uhr, werktags. Damit konnte ich leben, besonders da mich mein morgendlicher Weg vor 7 Uhr durch diese Straße führte.
Seit einigen Monaten ist dieser Bereich jetzt rund um die Uhr, sieben Tage die Woche auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt. Finde ich übertrieben, aber ich mache die Regeln nicht. Ich habe allerdings einen Führerschein, und allein schon deswegen muss ich mich an die StVO halten.
Folglich stelle ich morgens den Tempomat, wenn ich in besagte Straße einbiege, auf 35 und fahre dann eben dort entlang. Realistisch werden das dann wohl »echte« 31 - 32 Kilometer pro Stunde sein.
Es gibt nun drei andere Fahrzeuge, die diese Straße ebenfalls zur gleichen Zeit und in gleicher Richtung nutzen wie ich. Manchmal sind sie vor mir, manchmal auch hinter mir.
- Nummer 1, der Transporter: Kommt mit meiner Geschwindigkeit nur bedingt klar, versucht mich durch dichtes Auffahren etwas anzuschieben. Da die Schweinwerfer des Transporters recht hoch sind, ich in meinem Wagen eher tief sitze und es morgens meistens dunkel ist, blendet das ungemein. Nach etwa der halben Strecke biegt er in eine Seitenstraße ab, hier muss er wohl be- oder entladen. Sein Gedränge hat nichts geholfen, er musste dennoch im Tempo-30-Bereich 30 fahren. Obwohl er so geschoben hat.
- Nummer 2, der hektische rote Opel: Der ist manchmal bereits ein paar hundert Meter vor diesem Tempo-30-Bereich hinter mir, da hat die Straße zwei Spuren je Fahrtrichtung. Er kennt mich schon, und wenn er mich sieht, beschleunigt er nochmal extra, um auf jeden Fall vor mir in die 30er-Zone einzubiegen. Das klappt aber nicht immer.
Und wenn es mal nicht klappt, macht er das gleiche wie der Transporter. Er versucht mich durch dichtes Auffahren zum schneller Fahren zu bewegen. Klappt aber nicht. Und so passiert es alle paar Tage, dass er mich innerorts im Tempo-30-Bereich überholt, meistens an sehr schlecht einsehbaren Bereichen. Sobald er mich überholt hat, fährt er geschätzt mit etwa 45 bis 55 km/h weiter. - Nummer 3, der schnelle Porsche: Verhält sich ähnlich wie der hektische rote Opel, nur drängelt nicht. Dafür überholt er mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%, wenn er hinter mir sein sollte. Auch ihn interessiert nicht, ob die Stelle zum Überholen ausreichend eingesehen werden kann, morgens kommt schon keiner entgegen. Anders als der hektische rote Opel fährt er nach dem Überholen mit 60 Kilometern pro Stunde weiter, also wirklich viel zu schnell.
Beim hektischen roten Opel und dem schnellen Porsche gibt es noch eine Gemeinsamkeit. Etwa 2 Kilometer nach der Tempo-30-Zone, in der ich häufig überholt werde, kommt eine Ampel. Über diese Ampel müssen sowohl diese beiden Fahrzeuge als auch ich - und in den meisten Fällen stehe ich an dieser Ampel wieder hinter den beiden.
Wenn so etwas einmal passiert, okay. Muss einem nicht gleich auffallen. Aber wöchentlich das gleiche Spiel, teilweise sogar mehrmals pro Woche? Da muss man sich doch mal denken: Verdammt, wenn das schnell fahren nichts bringt, könnte ich mich ja auch an die Verkehrsregeln halten. Ich komme ja trotzdem nicht schneller weiter. Aber scheinbar reichen die wirklich seltenen Fälle, an denen die beiden über die Ampel kommen und ich nicht, aus, um deren Raserei in ihren Augen zu rechtfertigen.