
Wenn der Geruch bleibt
Ich stehe in einem Wartezimmer einer deutschen Behörde. Zwei Sprechzimmer sind an diesen Warteraum angeschlossen, ich bin der einzige »Kunde«, der wartet. Beide Räume sind noch mit einer roten Lampe gekennzeichnet, also warte ich.
Aus einem Raum kommt schnellen Schrittes eine Dame, schaut mich an, sagt: »Sie sind der Nächste? Bitte warten Sie kurz, ich muss schnell etwas erledigen!« und verschwindet.
Ich vermute, Sie hat das dringende Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen und warte weiter. Ich habe es nicht eilig. Wenige Minuten später kommt sie wieder, ruft mir ein »Einen Moment noch!« zu und verschwindet wieder in ihrem Sprechzimmer.
Kurz darauf schaltet die rote Lampe auf Grün um, ich darf also eintreten. Was ich auch tue.
Die Dame von gerade eben sitzt hinter dem Schreibtisch, begrüßt mich nochmal und bittet mich, Platz zu nehmen. Das tue ich.
Sie setzt an: »Bitte entschuldigen Sie, aber ich musste schnell etwas Raumduft organisieren.«
Und tatsächlich, ich nehme einen frischen Geruch wahr.
Sie fährt fort: »Hier war gerade ein Mann, der hat gerochen. Nein, Entschuldigung, der hat gestunken. Der hat widerlich gestunken. Und als er weg war, hat der Raum noch immer gestunken. Kennen Sie das? Ein Geruch, der sich direkt festsetzt. So als ob er sich in eine Ecke verkrochen hat und sich dort einrichtet. Ich konnte den Gestank schon fast sehen! Ich musste unbedingt schnell etwas holen, damit das besser wird. Riechen Sie noch etwas?«
Ich schüttele den Kopf, bestätige ihr gute Arbeit beim Vertreiben des Gestanks. Und bin froh, dass ich den Geruch nicht riechen musste.
Meine Angelegenheit ist im Anschluss schnell erledigt.